Montag, 3. Juli 2006
Oder wir fall'n um
Ich mag kein Bier. Ich bin auch nicht häßlich.
Vielleicht ist genau das das Problem.

Das Schild ist übrigens von dort.

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Fußball-Weltmeister 2011

Football, baseball, basket-ball games
Drinkin bear, kickin’ ass and takin’ down names
With the top down, get-a-round, shootin’ the line
Summer is here and Johnny’s feelin’ fine


- Don Henley: Johnny can’t read -

In der Hand hält sie nur zwei Packungen Milchschnitten, außerdem ist sie sehr hübsch und ihr Blick intelligent. Darum sage ich ihr, dass sie sich in der Kassenschlange ruhig vor mir einreihen kann. Zwölf Jahre alt mag sie etwa sein, ihre langen Haare fallen ihr glatt über die Schultern. Sie trägt ein deutsches Fußballtrikot, auf dem eine Widmung steht. Für Fairouz*, die Unterschrift kann ich aber nicht entziffern.

Wer hat denn da unterschrieben, will ich wissen. Sie hält mir das Hemd an einem Zipfel entgegen.
Luk*s P*dolski, antwortet sie.
Oh, wo bist Du denn dem begegnet?
Ich habe ’mal einen Werbespot mit dem gedreht.
Spielst Du auch Fußball?
Ja, antwortet sie und nickt.
Bist Du gut?, frage ich ganz direkt, denn ich weiß, sie wird mir ehrlich antworten.
Ich spiele schon seit acht Jahren.

Wir plaudern ein bisschen über ihren Verein und in welchen Stadteil sie wohnt. Die Kassenschlange rückt allmählich vorwärts.

Erzähl’ ’mal, wie kam’s denn, dass Du diesen Werbespot gedreht hast.
Das war fürs Internet, sagt sie dann. Die haben ein Mädchen gesucht, dass gut Fußball spielen kann. Ich bin in der DFB-Auswahl, und da ich ziemlich gut bin, haben sie halt mich gefragt.
Stimmt ja, denke ich, das ist ein DFB-Logo auf ihren weißen Shorts.

Wir sind dann nach Köln gefahren, erzählt sie weiter, da wurde gedreht. Drei Tage lang. Der Luk*s P*dolski hat für jeden Satz eine halbe Stunde gebraucht. Dabei war das so einfach, er hätte es nur ablesen müssen, es stand ja auf einer Tafel neben der Kamera. Aber der kann nicht so gut lesen, er hat immer alles verdreht. Wenn da stand „ich spiele Fußball“, dann hat er gesagt „Fußball spiele ich“. So hat das jedes Mal eine halbe Stunde gedauert.
Auf ihrem Gesicht liegt eine Mischung aus Belustigung und Verwunderung. Lesen ist doch kinderleicht.

Wie viele Sätze musste er denn sagen?, frage ich.
Acht, kommt es prompt und mit dem leichten Aufstöhnen in der Stimme, wie es so vollendet nur Mädchen in diesem Alter beherrschen.
Und Du, musstest Du auch etwas sagen?
Nein, wir mussten im Hintergrund nur immerzu Fußball spielen.
Andersherum wäre es bestimmt schneller gegangen, sage ich, und wir grinsen uns an.

Nachdem sie bezahlt hat, verabschiedet sie sich mit einem fröhlichen Tschüss und dreht sich beim Hinausgehen nochmals nach mir um und winkt. Vielleicht hätte ich mir jetzt schon einmal ein Autogramm geben lassen sollen, so für alle Fälle.

* Name geändert. Nachdem hier dauernd nach seiner Frau, Freundin und seinem Wohnort gesucht wird, habe ich seinen Namen lieber einmal verfremdet.

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